Religiöse Juden errichten jährlich eine Laubhütte (Sukka) für das siebentägige Laubhüttenfest, das vom 15. bis 21. Tischri, dem siebten Monat des jüdischen Kalenders, im September oder Oktober zur Erntezeit gefeiert wird. Während dieser Woche wird, sofern es das Wetter erlaubt, in der Sukka gegessen, manchmal auch übernachtet.

Häufig waren diese Laubhütten in Wohnhäusern unter dem Dach eingebaut. Es gab aber auch mobile Laubhütten, die vor den Feiertagen im Garten aufgebaut wurden und während des restlichen Jahres zerlegt gelagert werden konnten. Eine solche Laubhütte hat sich in Baisingen erhalten.

Die „Baisinger Laubhütte“ wurde seit den 1920er Jahren von der Metzgersfamilie Giedeon verwendet. Als nach der Deportation der letzten Baisinger Jüdinnen und Juden deren Hinterlassenschaften versteigert wurden, gelangte sie in den Besitz eines nichtjüdischen Baisingers. Sie wurde als Hühnerstall und später auch als Werkzeugschuppen verwendet.

In den 1980er Jahren wurden Studierende des Tübinger Ludwig-Uhland-Instituts im Rahmen eines Projekts zum Nationalsozialismus im Landkreis Tübingen auf die Laubhütte aufmerksam und erwähnten sie in einem Ausstellungskatalog und einer Magisterarbeit. Ihr Wert als Kulturdenkmal wurde damals jedoch nicht erkannt. Die Laubhütte geriet wieder in Vergessenheit und diente weiter als Werkzeugschuppen.

Als Bernhard Purin, der Leiter des Jüdischen Museums München, im Jahr 2000 mit israelischen Kollegen eine Studienreise zu süddeutschen Landsynagogen unternahm, kamen sie auch nach Baisingen, wo sie bei einem Rundgang durch das Dorf auf die Laubhütte stießen. Einige Tage später machte Berhhard Purin den damaligen Direktor der Außenstelle Tübingen des Landesdenkmalamtes, Prof. Hubert Krins und den Leiter des Kulturamtes Rottenburg, Karlheinz Geppert, auf sie aufmerksam.

Sie setzten sich engagiert für die Rettung der Laubhütte ein, die schließlich von der Stadt Rottenburg erworben, aus Mitteln der Denkmalpflege restauriert und als bewegliches Kulturdenkmal in das Baden-Württembergische Denkmalbuch eingetragen wurde. Seither wird sie immer wieder in der Synagoge Baisingen ausgestellt.